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Fachtag zu häuslicher Gewalt: Auftaktveranstaltung zur Umsetzung der Istanbul-Konvention im Havelland

27.09.2022 16:35
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Foto: Die Organisatorinnen des Fachtages (v.l.n.r.): Catrin Seeger (BKZ Rathenow), Birgit Mattausch (Dallgow-Döberitz), Bianca Lange (Landkreis Havelland), Kathrin Neumann (Brieselang), Juliane Wutta-Lutzmann (Falkensee). Es fehlt: Nancy Bublitz (Rathenow), © Landkreis Havelland

Welche Hilfsangebote für Betroffene von häuslicher Gewalt gibt es im Havelland? Wie können die Angebote besser vernetzt und bekannt gemacht werden? Wie lässt sich die Situation für betroffene Frauen und Kinder im Landkreis künftig verbessern?

Der Fachtag „Istanbul goes Brandenburg – Landkreis Havelland“, der am 20. September in Rathenow stattfand, widmete sich genau diesen Fragen. Die Gleichstellungsbeauftragten des Landkreises Havelland, der Städte Rathenow und Falkensee, der Gemeinden Brieselang und Dallgow-Döberitz sowie das Beratungs- und Krisenzentrum für Frauen Rathenow hatten dafür ins Kulturzentrum eingeladen. „Wir wollten möglichst viele Träger der Hilfelandschaft sowie kommunale Vertreterinnen und Vertreter aus dem Havelland an einen Tisch zusammenbringen, um gemeinsam darüber zu sprechen, wie wir die Vorgaben der Istanbul-Konvention auch im Landkreis Havelland umsetzen können. Wir haben so viele engagierte Akteurinnen und Akteure im Havelland, die im Fall häuslicher Gewalt helfen und unterstützen, allerdings fehlt es uns noch an den notwendigen Synergieeffekten“, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Havelland, Bianca Lange.

Schirmherr der Initiative „Istanbul goes Brandenburg – Landkreis Havelland“ ist Landrat Roger Lewandowski„Der Schutz von Frauen und ihren Kindern vor Taten häuslicher Gewalt ist für uns als Landkreis von Hause aus ein sehr wichtiges Thema. Häusliche Gewalt ist aber auch ein Querschnittsthema der Gesellschaft, sie ist ein strukturelles Problem. Deshalb ist es auch eine gemeinschaftliche Aufgabe, Frauen und ihre Kinder stärker vor Gewalt zu schützen und Betroffene mit Hilfsangeboten zu erreichen.

Vor rund 40 Gästen hielt Professorin Petra J. Brzank von der Hochschule Nordhausen den Impulsvortrag. „Wir freuen uns sehr, dass wir Frau Brzank als Rednerin gewinnen konnten, denn sie hat vor einem Jahr das Gutachten zur Umsetzung der Istanbul-Konvention im Land Brandenburg veröffentlicht und darin sowohl den Ist-Stand als auch Nachholbedarf bei der Umsetzung in Brandenburg aufgezeigt“, so Bianca Lange. Gerade die Situation der Frauenhäuser im Land Brandenburg weise einen starken Handlungsbedarf auf. So sei in der Istanbul-Konvention festgelegt, dass pro 10.000 Einwohnern ein Familienplatz in Frauenschutzeinrichtungen vorgehalten werden müsse. Für den Landkreis Havelland bedeute dies, dass 17 Familienplätze vorhanden sein müssten. Aktuell seien es aber nur 5, die sich alle in der einzigen Gewaltschutzeinrichtung des Landkreises Havelland in Rathenow befänden.

„Dank Fördermitteln des Bundes können wir zusammen mit der Stadt Rathenow ein Haus zu einem neuen Frauenhaus umbauen. Allerdings reichen auch diese zusätzlichen Plätze nicht aus, um die Vorgaben der Istanbul-Konvention zu erfüllen. Deshalb wäre es sehr wünschenswert, wenn auch andere Städte und Gemeinden im Landkreis zusätzliche Plätze in Frauenhäusern oder Gewaltschutzwohnungen schaffen. Nur so wird es möglich sein, die erforderliche Anzahl an Schutzplätzen nach der Istanbul-Konvention vorzuhalten. Die Finanzierung der Kosten für das Personal - Leitung, Sozialarbeit, Kinderbetreuung – tragen wir als Landkreis. Die Tagessätze für die Unterkunft der Frauen und Kinder trägt in der Regel das Jobcenter, sofern kein Einkommen und Vermögen vorhanden ist“, erklärt Sozialdezernent Wolfgang Gall.

Nach dem Impulsvortrag tauschten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Workshops zu den bestehenden Hilfsangeboten und Problemen bei der Unterstützung im Fall von häuslicher Gewalt im Havelland aus. Dabei kristallisierte sich heraus, dass es bereits unterschiedliche Beratungs- und Unterstützungsangebote für Frauen und Kinder gibt, diese aber zum großen Teil auf die eigenen Zuständigkeitsbereiche beschränkt bleiben. Deshalb wurde in den Workshops der Wunsch nach einer besseren Vernetzung laut. Und nach einer verstärkten Präventionsarbeit. Dafür warb auch Landesgleichstellungsbeauftragte Manuela Dörnenburg, die in ihrem Grußwort betonte, dass das Thema der häuslichen Gewalt stärker in die Öffentlichkeit gerückt werden müsse. 

„Genau da wollen wir als havelländische Gleichstellungsbeauftragte ansetzen. Wir möchten ein Netzwerk aufbauen, das regionale Kompetenzen bündelt, Unterstützungsangebote bekannt macht und Betroffenen eine umfangreiche Hilfelandschaft anbietet. Dadurch könnten wir zukünftig schnell, aber auch nachhaltig die Situationen von betroffenen Frauen und deren Kindern verbessern. Denn es kommt immer wieder vor, dass Frauen in Notsituationen gar nicht oder nicht reibungslos zu den richtigen Beratungsstellen gelangen“, sagt Bianca Lange.

Unter dem Titel „Istanbul goes Brandenburg – Landkreis Havelland“ sollen künftig weitere Netzwerktreffen und Informationsaustausche stattfinden. Der vom Land Brandenburg geförderte Fachtag stellte dabei den Auftakt für die künftige Netzwerkarbeit dar.

Die Istanbul-Konvention: Die Istanbul-Konvention des Europarats ist das internationale Abkommen zur Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Sie definiert Gewalt gegen Frauen und Mädchen als Menschenrechtsverletzung und als Zeichen der Ungleichstellung von Frauen und Männern. Seit Februar 2018 ist die Konvention in Deutschland geltendes Recht und gibt Impulse für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen auf allen staatlichen Ebenen.

Die Vertragsstaaten verpflichten sich, Gewalt gegen Frauen zu verhüten, zu verfolgen und zu beseitigen, Diskriminierung von Frauen zu verhindern und die Rechte von Frauen zu stärken.

Quelle: Landkreis Havelland 

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