Garlitz feierte Grusical „Der Fluch der Großtrappe“
Ein ICE, der im märkischen Luch strandet, sprechende Seeadler, streikende Trappenhähne und ein uralter Fluch: Was sich nach wilder Fantasie anhört, verwandelte sich am vergangenen Wochenende in Garlitz in ein einmaliges Theatererlebnis. Das Grusical „Der Fluch der Großtrappe“ lockte nicht nur die Dorfbewohner, sondern auch zahlreiche Gäste aus der Umgebung auf den Dorfanger und machte die kleine Gemeinde zur großen Bühne.
Die Wahl des Titels war kein Zufall. Die Großtrappe – ein Vogel zwischen Mythos und Realität, der tatsächlich u. a. in den Feldern rund um Garlitz lebt – ist außergewöhnlich. Mit bis zu 17 Kilogramm ist sie der schwerste flugfähige Vogel der Welt und zugleich eine bedrohte Art. Mitte der 1990er Jahre existierten in Deutschland keine 100 Exemplare mehr. Grund war die Intensivierung der Landwirtschaft: Felder wurden größer, Brutplätze zerstört. Nur durch aufwendige Schutzmaßnahmen, Aufzuchtprogramme und die Wiederherstellung offener Lebensräume konnte die Art vor dem Aussterben bewahrt werden. Heute gelten die wenigen Bestände als Schatz und Symbol der märkischen Landschaft.
Die Idee zum Grusical stammt von Reimund Groß, der das Stück im vergangenen Winter schrieb. Während der Proben entwickelte sich eine Eigendynamik: Viele Szenen und Pointen entstanden erst durch das gemeinsame Spielen. „Jeder durfte sich einbringen – das macht den Charme unserer Aufführung aus und sie so lebendig und besonders“, berichtet Groß. Unter seiner Regie und unter Federführung des Heimatkulturvereins Garlitz entstand ein Theaterprojekt, das das Dorf bewegte. Rund 40 Mitwirkende – vom Kindergarten bis zur Feuerwehr – waren beteiligt, alle ehrenamtlich.
Auch finanziell war das Grusical ein Gemeinschaftswerk. Sponsoren gab es keine, die Kosten wurden aus eigener Kraft gestemmt.
Die Handlung des Stücks war ebenso skurril wie spannend: Ein ICE bleibt zwischen Nennhausen und Buschow liegen. Fünf Geschäftsleute aus aller Welt schlagen sich zusammen mit einem Garlitzer Pendler durch das Naturschutzgebiet. Auf ihrem Weg stoßen sie auf balzende Trappenhähne und wittern ein Millionengeschäft. Doch Gier trübt den Blick: sprechende Großtrappen, rebellische Zugbegleiterinnen und ein alter Fluch stellen die Gruppe auf die Probe. Das Finale: eine Deutsche Bahn, die – ausgerechnet unter einem Fluch – plötzlich pünktlich wird.
Die Premiere am Samstag, 13. September, begann um 18 Uhr und ging nach dem Vorhang in ein Dorffest über. Am Sonntag folgte eine zweite Vorstellung um 16 Uhr, begleitet von Kaffee und Kuchen. Für Imbiss und Getränke war gesorgt.
Fast 400 Zuschauer kamen – eine Zahl, mit der niemand gerechnet hatte. „Wir sind überwältigt, wie viele Menschen sich für unsere Aufführung interessiert haben“, sagte eine Mitwirkende.
Neben der Unterhaltung bot eine kleine Ausstellung Informationen zur Großtrappe und ihrem Schutz. Auch das Wetter spielte mit: blauer Himmel, milde Temperaturen und eine laue Sommernacht am Samstag.
„Der Fluch der Großtrappe“ hat gezeigt, wie Kultur, Naturschutz und Dorfgemeinschaft zu einem unvergesslichen Erlebnis verschmelzen können – und dass großes Theater auch ohne großes Budget möglich ist, wenn Spielleidenschaft und Fantasie im Spiel sind. Bemerkenswert: Schon zum vierten Mal hat Garlitz ein solches Theaterprojekt auf die Beine gestellt.
Fazit: Ein ganzes Dorf im Grusical-Fieber, ein begeistertes Publikum und eine Geschichte, die noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Quelle: Amt Nennhausen