genaue Zeit - Aktueller Kalender | ♫ ♫ ► RADIO ONLINE ♫ ♫ |
Hotline +49 1234 5678
Banner 3 Banner 1 Banner 2

Senioren-Wohnungsnot im Havelland: Pestel-Institut warnt vor drastischem Mangel

15.03.2025 16:43
(Kommentare: 1)

Pestel-Institut legt Untersuchung zum Senioren-Wohnen im Kreis Havelland vor: "Kreis Havelland rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu: 2045 werden 9.700 Seniorenwohnungen gebraucht"

Wenn Rollator auf Treppe trifft: Der Kreis Havelland braucht mehr Seniorenwohnungen. Ein Job, auf den Bauarbeiter warten. Aber die Politik muss es wollen: Die CDU und die SPD im Kreis Havelland sollen dieses ‚SOS-Notsignal fürs Wohnen‘ jetzt nach Berlin funken.
Foto: Nils F. Hillebrand

Warnung an die Politik: "Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert"

Der Kreis Havelland kommt in die Jahre – und ist auf das Wohnen der älteren Menschen nicht vorbereitet. Die Baby-Boomer gehen bis 2035 komplett in Rente. Dann werden im Landkreis Havelland rund 9.400 Menschen mehr im Ruhestand sein als heute – insgesamt rund 47.000. Das geht aus einer Regional-Untersuchung zum Senioren-Wohnen hervor, die das Pestel-Institut durchgeführt hat.

Die Wissenschaftler warnen: "Der Wohnungsmarkt im Kreis Havelland ist mit der neuen Rentnergeneration der geburtenstarken Jahrgänge komplett überfordert. Es fehlen Seniorenwohnungen", sagt Matthias Günther vom Pestel-Institut. Schon jetzt gebe es einen massiven Mangel an altersgerechten Wohnungen. "Das wird sich in den nächsten Jahren noch enorm verschlimmern. Oder anders gesagt: Der Kreis Havelland rast mit 100 Sachen auf die graue Wohnungsnot zu", so Günther.

Der Leiter des Pestel-Instituts nennt konkrete Zahlen: Aktuell gibt es rund 80.100 Haushalte im Landkreis Havelland. In 35 Prozent davon leben Senioren. "Bereits heute braucht der Kreis Havelland rund 6.500 Wohnungen für ältere Menschen, die nicht mehr gut zu Fuß sind. Doch diese Seniorenwohnungen gibt der Wohnungsmarkt im Kreis Havelland bei weitem nicht her", sagt Günther. Für das Jahr 2045 prognostiziert die Untersuchung einen deutlichen Anstieg: Dann werden rund 9.700 seniorengerechte Wohnungen benötigt.

Eigentlich sei der Bedarf sogar noch höher, so das Pestel-Institut. "Denn ein Großteil der altersgerechten Wohnungen wird noch nicht einmal von Älteren bewohnt. Oft nutzen auch Familien den Komfort einer Wohnung ohne Schwellen, mit breiten Türen und Fluren. Denn wo das Leben mit einem Rollator klappt, kommt man auch mit einem Kinderwagen gut zurecht", erklärt Matthias Günther.

Neben dem Neubau sei deshalb vor allem eine Sanierungsoffensive notwendig, um mehr seniorengerechte Wohnungen im Kreis Havelland zu schaffen. "Doch die ist bislang nicht in Sicht: Statt mit einem effektiven Programm fürs Senioren-Wohnen das Problem anzupacken, hat vor allem der Bund den Kopf in den Sand gesteckt und die graue Wohnungsnot seit Jahren ignoriert", kritisiert Günther.

Katharina Metzger, Präsidentin des Bundesverbandes Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), der die Untersuchung beim Pestel-Institut in Auftrag gegeben hat, richtet einen eindringlichen Appell an die Bundestagsabgeordneten von CDU und SPD aus Brandenburg: "Das Wohnen muss bei den Koalitionsverhandlungen ein absoluter Schwerpunkt sein. Der Wohnungsbau braucht einen gewaltigen Schub. Es ist wichtig, dass CDU und SPD im Kreis Havelland dieses „SOS-Notsignal fürs Wohnen“ deutlich nach Berlin funken."

Eine künftige schwarz-rote Bundesregierung müsse den Wohnungsbau als Motor für die Binnenkonjunktur entdecken: "Es geht um mehr Seniorenwohnungen, die durch Neubau und Sanierung entstehen müssen – auch im Kreis Havelland. Außerdem um mehr bezahlbare Wohnungen und um mehr Sozialwohnungen", so Metzger.

Gemeinsam mit den Wissenschaftlern vom Pestel-Institut warnt der Baustoff-Fachhandel eine von Friedrich Merz geführte Bundesregierung davor, beim Wohnungsbau die politische "Weiter-so-Taste" zu drücken: "Wenn sich die Wohnungsbau-Krise weiter zuspitzt, wird das auch im Kreis Havelland einen erheblichen Verlust von Arbeitsplätzen auf dem Bau bedeuten. Dabei geht es um die Jobs von Bauarbeitern, die im Kreis Havelland dringend gebraucht werden – für den Neubau und für die Sanierung von Wohnungen", betont Matthias Günther.

Der Chef-Ökonom des Pestel-Instituts hebt hervor, dass eine Sanierungsoffensive für mehr altengerechte Wohnungen besonders wichtig für die rund 15.500 Haushalte im Landkreis Havelland ist, in denen Senioren in den eigenen vier Wänden wohnen. "Ob Eigenheim, Reihenhaus oder Eigentumswohnung – es ist wichtig, älteren Menschen rechtzeitig einen Anreiz zu geben, ihr Zuhause seniorengerecht umzubauen. Besonders entscheidend ist dabei das Bad: Eine schwellenlose Dusche ist hier das A und O."

Für Senioren, die zur Miete wohnen, warnt das Pestel-Institut vor Altersarmut: "Viele Baby-Boomer haben Phasen von Arbeitslosigkeit erlebt oder oft zu Niedriglöhnen gearbeitet. Deshalb gehen viele von ihnen mit einer kleinen Rente in den Ruhestand. Ihre Miete können sie sich damit nicht mehr leisten – sie wird zur „K.o.-Miete“. In Zukunft werden deutlich mehr Menschen als heute im Kreis Havelland auf staatliche Unterstützung angewiesen sein, um überhaupt ein Dach über dem Kopf zu haben", prognostiziert Günther.

Die Untersuchung analysiert auch die aktuellen Mietpreise für Senioren im Kreis Havelland: Die durchschnittliche Kaltmiete liegt derzeit bei rund 6,50 Euro pro Quadratmeter. 67 Prozent der Seniorenhaushalte, die zur Miete wohnen, zahlen sogar weniger als den Durchschnitt. "Noch jedenfalls", sagt Günther. Denn das werde sich deutlich ändern, wenn der Staat nicht bereit sei, den Neubau von Seniorenwohnungen und den altersgerechten Umbau bestehender Wohnungen massiv zu fördern.

Dabei wäre es für die öffentlichen Kassen langfristig deutlich kostengünstiger, altersgerechten Wohnraum zu schaffen: "Andernfalls sind Ältere gezwungen, ins Heim zu gehen. Die Kosten für einen Heimplatz stehen auf Dauer in keinem Verhältnis zu dem, was der Staat investieren müsste, um eine altersgerechte Wohnung zu schaffen", so Matthias Günther abschließend.

Es fehlen Seniorenwohnungen. Der Baustoff-Fachhandel warnt: „Wer schlecht wohnt, fühlt sich schlecht regiert. Der Wohnungsbau gehört schon deshalb ganz oben auf die ‚schwarz-rote To-do-Liste‘ der neuen Bundesregierung. Allen voran: mehr Sozialwohnungen, mehr bezahlbare Wohnungen und vor allem auch mehr Seniorenwohnungen“, so Verbandspräsidentin Katharina Metzger.

Foto: Tobias Seifert

Zurück

Einen Kommentar schreiben

Kommentar von Irgendeiner |

Da frag ich mich, warum in der Kleinen Waldemarstraße Mitte 20jährige in einer Alertsgerechten Wohnung (ebenerdig) wohnen. Wer läst sowas zu?

© All rights reserved
German English